Wie ein Partei-Bot

Im Saarland ist der Listenplatz Nummer Eins nicht an einen Vertrauten des Landeschefs gegangen. Stattdessen setzte sich Christian Wirth durch. Wir haben uns auf seiner Facebook-Seite umgeschaut und festgestellt: Dieser Mann ist das Klischee eines AfD-Kandidaten.

Christian Wirth war vor seinem Eintritt in die rechtspopulistische Partei bei der FDP Mitglied. Wer deshalb liberale Töne erwartet, wird schnell enttäuscht. Die Saarbrücker Zeitung zitiert aus seiner Bewerbungsrede vor der Kandidatenkür:

„Wirth kündigte an, sich dafür einsetzen zu wollen, dass die Bundeswehr Bootsflüchtlinge wieder zur afrikanischen Künste bringt. ‚Die Aufgabe der deutschen Grenzen, der Verlust des Gewaltmonopols und das permanente Leugnen der Existenz eines deutschen Volkes haben ein Vakuum erzeugt, das von Hunderttausenden, wenn nicht sogar Millionen muslimischen Männern aus den arabischen Ländern und aus Afrika nun gefüllt wird, um neuen Lebensraum für sich und ihre Religion zu erobern‘, sagte er und ergänzte: ‚Wir sind nur noch die steuerzahlende Köterrasse.‘“

Sein Facebook-Profil spricht im selben Duktus zum Betrachter. Ständig postet der AfD-Kandidat Meldungen über Straftaten und kommentiert diese höhnisch, indem er mutmaßt, dass die Täter nicht Müller oder Maier hießen. Wirth ist dabei sehr aktiv und aktualisiert seinen Account mehrmals täglich. Frei nach dem Motto „Wer viel macht, kann auch viel Mist machen“ legt der Jurist offenbar wenig Wert auf die Seriosität seiner Quellen. Immer wieder postet er Beiträge von Seiten wie Epoch-Times, Sputnik-News, unzensuriert.at oder Michael-Mannheimer. Wer nach Fake-News sucht, der kann auf dem Profil des saarländischen Spitzenkandidaten fündig werden.

Auffallend ist, dass Wirth auch Beiträge von rechten „Internetstars“ wie Tim K. oder dem Katzenbuch-Schreiber Akif Pirincci teilt. Unter seinen Likes findet sich die Initiative „Ein Prozent für unser Land“, der nachgesagt wird, Aktionen der Identitären Bewegung zu finanzieren. Mit den Worten „muss ich teilen“ leitet Wirth einen Beitrag ein, der die Mittelmeer-Aktion der Identitären Bewegung verteidigt und indem Geflüchtete als „menschliches Treibgut“ herabgewürdigt werden.

Auch aus einer Gruppe namens „Gegen die Asylantenheime in Welsheim und Alfdorf“ teilt Wirth einen Beitrag. Das Logo der Gruppe deutet in einer Grafik einen gewalttätigen Mob an, der Menschen mit Smartphones vertreibt. Darüber steht „Refugees go home“.

Unter seinen unzähligen Postings im Jahr 2017 dominieren solche, in denen Flüchtlinge diskreditiert werden. Ebenfalls groß scheint sein Hass auf Politiker*innen anderer Parteien und seine Verachtung gegenüber Muslimen. Aber auch andere gesellschaftlichen Minderheiten nimmt der AfD-Mann ins Visier: Auf seinem Profil finden sich verächtliche Kommentare über Homosexuelle und Transsexuelle, ebenso eine Verlinkung auf einen Artikel, in dem über die vermeintliche Allmacht von George Soros spekuliert wird. Wirth kann nicht nur Hass, er bedient auch andere Klassiker der AfD. In einem Beitrag ist von „Klimaschwindel“ die Rede, in einem anderen macht er gegen Windräder mobil. Einer seiner ausführlichsten Beiträge im Jahr 2017 beschäftigt sich mit einem Skandal am Rande eines Tennisspiels. Dort wurde die erste Strophe der deutschen Nationalhymne gesungen. Achtung, Überraschung: Wirth findet das Gut und macht sich für die Strophe stark.

Hass gegen Flüchtlinge, Muslime und Politiker*innen, dazu ein bisschen Homophobie, Leugnung des Klimawandels, Kampf gegen erneuerbare Energien und vorsichtiges Heranwanzen an die Geschichtsklitterung: Die saarländische AfD-Basis hat sich einen Kandidaten gewählt, der optimal zu ihr passt. Wirths Facebook-Profil wirkt fast wie ein AfD-Partei-Bot.

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