Andreas Lichert – Bundestagskandidat der AfD Hessen und neurechter Netzwerker

Man kann Andreas Lichert zum Führungskreis der hessischen AfD zählen: Er ist im Vorstand des AfD-Kreisverbandes Wetterau, Beisitzer im Landesvorstand der hessischen AfD und kandidiert auf Platz 7 der Landesliste zur Bundestagswahl. Lichert ist allerdings nicht nur AfD-Politiker, sondern auch eine wichtige Person in der neurechten Szene. So ist Lichert Vorsitzender des „Verein(s) für Staatspolitik“. Der „Verein für Staatspolitik“ ist sowohl Trägerverein für den neurechten Thinktank „Institut für Staatspolitik“ (IfS) von Götz Kubitschek sowie Herausgeber des neurechten Theoriemagazins „Sezession“. Wie er diese Doppelrolle ausfüllt erklärte Lichert bei einem Auftritt vor der Burschenschaft Raczeks zu Bonn. Vor der deutschnationalen Burschenschaft, der Verbindungen in rechtsradikale Kreise vorgeworfen werden, erläuterte Lichert die AfD sei: „(…) das Maximum an Resonanzraum für unsere Ideen, das wir uns vorstellen können.“

Als Andreas Lichert sich auf dem Listenparteitag der AfD Hessen im November 2016 präsentierte, redete er über ein Thema, über das er auch sonst gern mal bei IfS-Veranstaltungen oder vor rechtsnationalen Burschenschaften auftritt: Herrschaft durch Wohlstandsillusion. Seine These: Wohlstand würde den deutschen Bürgern als eine Art Beruhigungspille vorgegaukelt werden. Diese These beruht, laut Aussage von Lichert, auf einer Studie der EZB über das Vermögen in den Euroländern. Bei dieser Studie handelt es sich vermutlich um die Eurosystem Household Finance and Consumption Survey (HFCS). Dabei landete Deutschland auf dem letzten Platz. Dies nimmt Lichert zum Anlass von einer Wohlstandsillusion zu reden. Allerdings wurde die Studie unlängst wegen methodischer Mängel kritisiert. Unter anderem wurde in der Studie als Referenzpunkt das mediane Vermögen pro Haushalt genommen. Der Medianwert unterscheidet sich vom Durchschnittswert: Er zeigt den Wert an, der bei einer nach Größe sortierten Auflistung aller Fälle in der Mitte liegt, also nicht den Durchschnitt aller Werte. Das führt in diesem Fall dazu, dass in Ländern mit höheren Vermögensunterschieden der Medianwert niedriger liegt. Mit dieser These scheint Lichert den Eindruck vermitteln zu wollen, Deutschland ginge es in Wirklichkeit wirtschaftlich schlechter als anderen Eurostaaten.

Lichert ist allerdings nicht nur als Redner unterwegs, sondern vor allem als neurechter Netzwerker, als Scharnier zwischen AfD, IfS und „Identitären Bewegung“ (IB). Von 2013 bis 2014 betrieb er im Frankfurter Umland die „Projektwerkstatt Karben“. In der Selbstbeschreibung der Projektwerkstatt Karben heißt es: „Die Projektwerkstatt Karben soll ein Treffpunkt, Werkstatt und Plattform für politisch und gesellschaftlich Engagierte, vor allem junge Menschen sein, denen unser Gemeinwesen am Herzen liegt.“ Wie das zu verstehen ist zeigte sich gleich am Anfang: Der erste Termin der in der Projektwerkstatt stattfand war ein Treffen der „Identitären Bewegung“. Nach Protesten der Einwohner Karbens gegen die Projektwerkstatt ist diese mittlerweile Geschichte. Licherts Kontakte zu den Identitären sind es nicht.

An sich gibt es in der AfD einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der rechtsradikalen Organisation IB. In einem Beschluss des AfD-Bundesvorstandes vom 22. Juni 2016 heißt es:„Der Bundesvorstand stellt fest, dass es keine Zusammenarbeit der Partei Alternative für Deutschland und ihrer Gliederungen mit der so genannten ‚Identitären Bewegung‘ gibt.“ Lichert scheint das wenig zu kümmern. So moderierte Lichert etwa auf der Wintertagung 2017 des IfS eine Podiumsdiskussion an der auch der Anführer der österreichischen Identitären Martin Sellner teilnahm. Weitere Gäste auf dem Podium waren dabei übrigens die AfD-Landtagsabgeordnete Jan Wenzel-Schmidt und Hans-Thomas Tillschneider aus Sachsen-Anhalt. Doch vor allem die Recherche von „Sachsen-Anhalt Rechtsaussen“ zeigen wie stark Lichert weiterhin mit der Identitären Bewegung verstrickt ist. In Halle eignet sich die, der Identitären Bewegung angehörende Gruppe Kontrakultur Halle gerade ein vierstöckiges Haus an. Finanziell unterstützt wird sie dabei von der neurechten Titurell-Stiftung. Kontaktperson dieser Stiftung ist Andreas Lichert. Zudem soll das Medien-Unternehmen „Mosaik Kommunikation“ laut deren Homepage ihren Sitz in dem Haus haben. „Mosaik Kommunikation“ ist dabei eine Marke unter dem Firmendach der Lichert GmbH, der Firma von Andreas Lichert. Mit Licherts mannigfaltigen Verbindungen ist es wohl schwer zu erraten für wen diese Firma künftig produzieren wird: Die AfD, das IfS, die Identitären…

An einer Person wie Lichert kann man deutlich sehen, wie weit die Verstrickung der AfD mit den neurechten Ideologen und rechtsradikalen Gruppen bereits vorangeschritten ist. Sollte Listenplatz 7 ziehen, wäre Lichert eine direkte Interessenvertretung von rechtsradikalen Organisationen wie dem IfS oder der IB im Bundestag.

Schreibe einen Kommentar